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25.04.2022 | 6:10

Tinnitus: Ursachen, Symptome & Behandlung

Fast jeder kennt ein klingelndes, pfeifendes oder rauschendes Geräusch in den Ohren, das in der Regel innerhalb kurzer Zeit wieder verschwunden ist. Problematisch wird es, wenn der Tinnitus chronisch wird: Nach Angaben des Deutschen Ärzteblatts leiden bis zu 15 Prozent der Bevölkerung unter Ohrgeräuschen, bei einem Prozent sorgt die Störung sogar für eine erhebliche Belastung. Im folgenden Ratgeber erfahren Sie, welche Ursachen für Tinnitus es gibt, was Kiefer und Zähne mit dem Ohrgeräusch zu tun haben und welche Behandlung zu empfehlen ist.

    Was ist Tinnitus?

    Die Bezeichnung „Tinnitus“ kommt von dem lateinischen Verb „tinnire“ für „klingeln“. Betroffene bemerken ein Ohrgeräusch, das im Körper selbst entsteht und nicht durch äußere Einflüsse verursacht wird. Sind feine Sinneshärchen im Ohr des Betroffenen geschädigt, kann es zu Tinnitus kommen. Durch die Schädigung können nicht mehr alle Töne von außen aufgenommen werden, mit dem Ohrgeräusch versucht das Gehirn nun, dieses Defizit auszugleichen. Vor allem in ruhiger Umgebung ist das Pfeifen oder Klingeln sehr deutlich zu hören.

    Zu unterscheiden sind zwei verschiedene Arten von Tinnitus:

    Objektiver Tinnitus: In der Nähe des Innenohrs gibt es eine messbare Schallquelle, die das Geräusch verursacht. Dabei kann es sich beispielsweise um Strömungsgeräusche des Bluts, etwa durch eine Arterienverengung oder Muskelzuckungen handeln. Einige Betroffene hören das Geräusch synchron zu ihrem eigenen Herzschlag.  

    Subjektiver Tinnitus: Es gibt keine Ursache im Inneren des Körpers, dennoch hört der Betroffene ein Geräusch. Diese Art ist häufiger als der objektive Tinnitus.

     

    Gut zu wissen

    Um einen akuten Tinnitus handelt es sich in den ersten drei Monaten nach Auftreten des Symptoms. Halten die Probleme an, spricht man von einem chronischen Tinnitus.

    Was sind die Ursachen für Tinnitus?

    Tinnitus ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom, das verschiedene Auslöser haben kann - Überblick über mögliche Ursachen der Ohrgeräusche:

    • Extreme Lärmbelastung durch laute Musikbeschallung oder Maschinen
    • Trauma durch Explosionen oder Knall
    • Hörsturz (plötzlicher Verlust des Gehörs mit starken Ohrgeräuschen) 
    • Fremdkörper oder Ohrenschmalz im Gehörgang
    • Ohr-Entzündungen
    • Virusinfekte oder bakterielle Infekte
    • Gutartiger Tumor am Gehörgang (Akustikneurinom)
    • Schwerhörigkeit
    • Morbus Menière (starke Schwindelanfälle, die vermutlich durch einen Überdruck im Innenohr ausgelöst werden und von Ohrensausen begleitet werden)
    • Psychische Belastungen
    • Nebenwirkungen von Medikamenten (z.B. einige Antibiotika, Chemotherapeutika oder harntreibende Medikamente) 
    • Blockaden der Halswirbelsäule
    • Fehlstellungen der Kiefergelenke oder der Zähne (CMD)

    Welche Risikofaktoren für Tinnitus gibt es?

    Vor allem Menschen in der Lebensmitte sind von den Ohrgeräuschen betroffen. In vielen Fällen gibt es keinen bestimmten Auslöser, vielmehr spielen verschiedene körperliche und seelische Faktoren bei der Entstehung des Tinnitus eine Rolle.

    Zu den Risikofaktoren zählen:

    • Stress
    • Häufiger Lärm 
    • Bluthochdruck
    • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
    • Diabetes

     

    Gut zu wissen

    Einen Zusammenhang scheint es zwischen Alkohol und Tinnitus zu geben: So verstärken sich die Ohrgeräusche bei Betroffenen nach dem Genuss alkoholhaltiger Getränke.

    Wie äußern sich Tinnitus Symptome?

    Wenn Sie etwas hören, das andere nicht hören, liegt der Verdacht auf Tinnitus nahe. Tinnitus äußert sich durch Ohrgeräusche, die Betroffene als Pfeifen, Klingeln, Brummen, Summen oder Knacken, Klirren oder Zischen wahrnehmen. Einige Patienten können den Ton direkt beschreiben, andere hören eher ein Rauschen. In diesem Fall handelt es sich um einen atonalen Tinnitus. 

    Möglich sind zudem Begleitsymptome, sogenannte Sekundärsymptome wie Schlafstörungen, Muskelverspannungen, Schwindel, Kopfschmerzen oder Hörstörungen. 

    Bei Wahrnehmung der Symptome gibt es deutliche Unterschiede. Man spricht daher von einem kompensierten oder dekompensierten Tinnitus. Während einige Betroffene den Ton zwar hören, sich aber nicht weiter davon stören lassen (kompensiert) , leiden andere erheblich unter den Einschränkungen (dekompensiert). 

    Wann sollte ich bei Ohrgeräuschen zum Arzt?

    Nach dem Besuch eines lauten Konzerts oder einem ähnlichen Ereignis, kann es durchaus passieren, dass die Ohren einige Zeit „klingeln“. In diesem Fall hören die Beschwerden in der Regel nach spätestens 48 Stunden auf. 

    Tipp 

    Unabhängig davon, ob es eine Ursache wie ein lautes Geräusch für den Tinnitus gibt, sollten Sie nach spätestens zwei Tagen einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen. Tritt ein plötzlicher Hörverlust zusammen mit Ohrgeräuschen auf, empfiehlt sich ein umgehender Arztbesuch, da es sich um einen Hörsturz handeln könnte.
     

    Wie wird Tinnitus diagnostiziert?

    Der HNO-Arzt erkundigt sich zunächst nach den Ohrgeräuschen:

    • Wie lange bestehen die Beschwerden?
    • Wie hört sich das Geräusch an?
    • Sind beide Ohren betroffen oder nur ein Ohr?
    • Verändert sich das Geräusch oder bleibt es gleich?
    • Gibt es weitere Beschwerden?

    Zudem untersucht der Facharzt die Ohren und prüft, ob unter Umständen ein Fremdkörper oder eine Verstopfung mit Ohrenschmalz verantwortlich für die Probleme ist. Unter Umständen folgen weitere Untersuchungen wie eine Hirnstammaudiometrie (BERA), mit der der Spezialist die Hörfähigkeit des Betroffenen prüft und die Hörschwelle bestimmt. 

    Abhängig von den Untersuchungsergebnissen können weitere Diagnosemöglichkeiten wie eine Gleichgewichtsprüfung, Blutuntersuchungen, eine Kernspintomografie, eine Untersuchung der Halswirbelsäule oder des Kiefergelenks und der Kaumuskeln notwendig werden.
     

    Tinnitus-Behandlung: Was hilft gegen die Ohrgeräusche?

    Geräusche in den Ohren können verschiedene Ursachen haben, daher gibt es keine generelle Therapie von Tinnitus. Handelt es sich um einen Fremdkörper oder eine Verstopfung mit Ohrenschmalz, reicht es aus, die Blockade zu beseitigen, und die Geräusche sollten verschwinden. 

    Bei einem akuten Tinnitus setzen Mediziner in der Regel auf Infusionen mit Kortison oder anderen entzündungshemmenden und durchblutungsfördernden Medikamenten. Dadurch verbessert sich die Sauerstoffversorgung im Innenohr. 

    Wichtig ist also, die Ursachen für den Tinnitus zu beseitigen. Stellt der Arzt fest, dass der Betroffene unter zu hohem Blutdruck oder einer Blutgefäßbehandlung leidet, wird die Grunderkrankung therapiert, um eine Verbesserung der Ohrgeräusche zu erzielen.

    DROS-Schiene bei CMD oder Kieferfehlstellung

    Unter Umständen entstehen die Ohrgeräusche durch eine Kieferfehlstellung oder eine Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD), die zu den Beschwerden führen. Dann kann eine individuell angepasste Aufbissschiene für Abhilfe sorgen. Die Schiene entspannt die Kaumuskulatur und baut so Verspannungen ab. Unsere Zähne haben ohnehin einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit. Mehr erfahren Sie in unserem Ratgeber „Risiko schlechte Zähne: Wie kranke Zähne auf unseren Körper wirken“.

    Tipp

    Als gesetzlich Versicherter haben Sie unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf Kostenerstattungen für eine einfache Aufbissschiene. Kosten für hochwertige Knirscherschienen und Labor übernehmen die gesetzlichen Krankenversicherungen jedoch nicht. In diesem Fall ist die Zahnzusatzversicherung des Münchener Verein eine gute Wahl. Entscheiden Sie sich für den Tarif ZahnGesund 100, übernimmt der Münchener Verein die Kosten einer DROS-Schiene

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    Maßnahmen zur Beschwerdelinderung bei chronischem Tinnitus

    Problematisch wird es, wenn es sich um einen chronischen Tinnitus handelt und keine eindeutige Ursache zu finden ist. Die Therapie zielt in diesen Fällen darauf ab, die Ohrgeräusche zu lindern und den Patienten bei der Bewältigung des Tinnitus zu unterstützen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

    • Entzündungs- oder gerinnungshemmende Medikamente zur Verbesserung der Durchblutung des Innenohrs
    • Entspannungsübungen wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training
    • Vermittlung einer Bewältigungsstrategie, der Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT), bei der der Betroffene lernt, sich an das Geräusch zu gewöhnen
    • Kognitive Verhaltenstherapie: Hier lernt der Patient, das Ohrgeräusch als weniger störend wahrzunehmen 
    • Hörgeräteakustik: Ausgleich des fehlenden Geräusches durch ein Hörgerät, was den Tinnitus-Effekt überdeckt
    • Klangtherapie mit einem Hörgerät: Das Gerät sorgt durch Verstärkung anderer Klänge dafür, dass das Ohrgeräusch in den Hintergrund tritt

    Tipp

    Hilfreich ist es oftmals, leise Musik zu hören. Für Smartphones gibt es Tinnitracks-Apps mit sogenannter Tinnitus-Musik, die gezielt Ohrgeräusche herausfiltern.

    Wie kann ich Ohrgeräuschen vorbeugen?

    Wer während der Arbeit oder bei einem Rockkonzert sehr lauten Geräuschen ausgesetzt ist, sollte einen Gehörschutz tragen. Auch auf zu laute Musik über Kopfhörer sollten Sie idealerweise verzichten. 

    Zudem gibt es verschiedene Lebensmittel wie Koffein oder Alkohol, die die Durchblutung beeinträchtigen können und so die Entstehung von Ohrgeräuschen begünstigen. Verzichten Sie am besten auf ungesunde Ernährungsgewohnheiten und stärken Ihren Körper mit einer angemessenen Lebensweise. 

    Oftmals ist unser Alltag sehr stressig und es fällt uns schwer, alles zu bewältigen und abzuschalten. Idealerweise versuchen Sie, regelmäßige Auszeiten für sich selbst einzuplanen und den Stress so gut wie möglich zu reduzieren. Spaziergänge und körperliche Bewegung können zu unserem Wohlbefinden beitragen. Hilfreich sind unter Umständen auch spezielle Entspannungstechniken oder Yoga, die uns beim „Herunterkommen“ unterstützen. 

    Fazit - Tinnitus mit der richtigen Strategie wirksam lindern

    • Ohrgeräusche können sehr belastend sein. Wichtig ist es daher, der Ursache für den Tinnitus auf den Grund zu gehen. 
    • Die Ursachen sind vielfältig, idealerweise arbeiten Ärzte daher übergreifend zusammen, um den Patienten bestmöglich zu unterstützen. 
    • Oftmals verschwinden die Beschwerden durch eine gezielte Behandlung der Ursache.
    • Handelt es sich um einen chronischen Tinnitus, bei dem keine Ursache feststeht, gibt es verschiedene Bewältigungsstrategien.

    HNO-Ärzte im Netz: www.hno-aerzte-im-netz.de
    Mayoclinic: www.mayoclinic.org
    Tinnitracks: www.tinnitracks.com
    Deutsches Ärzteblatt: www.aerzteblatt.de

    Alle abgerufen am 25.03.2022.

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