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15.06.2023 | 4:40

Was ist Osteopathie? - Wissenswertes rund um das Heilen mit den Händen

Einer Forsa-Studie im Auftrag des Verbandes der Osteopathen Deutschland VOD aus dem Jahr 2021 zufolge waren knapp 25% aller Deutschen schon einmal in osteopathischer Behandlung. Die ganzheitliche Heilmethode ist interessant für alle Altersklassen und wird oftmals ergänzend zur Schulmedizin angewendet. Im folgenden Ratgeber erfahren Sie unter anderem, wie Osteopathie wirkt, welche Beschwerden gelindert werden und mit welchen Kosten Sie rechnen müssen.

    Definition: Was ist Osteopathie?

    Bei der osteopathischen Behandlung erfolgen Diagnose und Therapie ausschließlich mit den Händen. Ziel ist es, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu mobilisieren und das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen.
    Der amerikanische Arzt Dr. Andrew Stiller entwickelte die manuelle Therapie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Stillers Idee nach sind wir gesund, wenn sich alle Teile unseres Körpers im Einklang befinden. Werden Blockaden und Ungleichgewichte gelöst, ist der Mensch in der Lage, sich selbst zu heilen.

    Die Osteopathie setzt sich aus drei verschiedenen Säulen zusammen:

    • Parietale Osteopathie: In diesem Teilgebiet geht es um Bewegungseinschränkungen des Skelettsystems. Der Therapeut untersucht und behandelt Gelenke, Muskeln, Sehnen, Bänder und Faszien und beseitigt Ungleichgewichte.
    • Viszerale Osteopathie: Teilbereich, der sich mit den inneren Organen befasst. Die Organe werden vom Bauchfell umhüllt und sind durch Bindegewebe mit anderen Körperteilen verbunden. Der Osteopath stellt sanft die Beweglichkeit und Flexibilität eines Organs wieder her.
    • Kraniosakrale Osteopathie: Der Therapeut löst Blockaden und Störungen, die sich zwischen Schädelknochen und Kreuzbein befinden. Ziel der Behandlung ist es, körpereigene Flüssigkeitssysteme in diesem Bereich anzuregen.

    Welche Bedeutung haben Faszien in der Osteopathie?

    Beim osteopathischen Behandlungsansatz geht man davon aus, dass Blockaden in einem Bereich des Körpers, Beschwerden und Spannungen in einem anderen Bereich auslösen können. Durch Gewebestrukturen, auch als Faszien bezeichnet, sind alle Teile des Körpers miteinander verbunden. Zu unterscheiden sind verschiedene Arten von Faszien:

    • Oberflächliche Faszien, zu denen lockeres Bindegewebe und Fettgewebe zählen
    • Tiefe Faszien, die rund um Knochen und Muskeln zu finden sind
    • Viszerale Faszien, in denen innere Organe liegen

    Im gesunden Zustand sind Faszien geschmeidig, elastisch und beweglich. Bewegen wir uns jedoch zu wenig oder zu einseitig, können die Strukturen verkleben, was zu Schmerzen und Verspannungen führen kann.

    Wie behandelt ein Osteopath?

    Oftmals spricht man von „heilenden Händen“, wenn es um eine osteopathische Behandlung geht. Der Therapeut untersucht und spürt mit seinen Händen nach den Blockaden, indem er den Faszien folgt. Auch tieferliegende Gewebestrukturen sind Teil der Untersuchung.

    Der Ablauf einer Osteopathie-Behandlung im Überblick:

    Anamnese: Der Therapeut erkundigt sich nach den aktuellen Beschwerden und der Vorgeschichte. Aufgrund der ganzheitlichen Betrachtungsweise ist die Anamnese sehr umfangreich und schließt auch Ereignisse ein, die bereits lange zurückliegen. So möchte der Osteopath beispielsweise wissen, ob in der Vergangenheit körperliche oder seelische Traumata vorgekommen sind, die Einfluss auf das Beschwerdebild haben könnten.

    Tipp

    Röntgen- oder CT- und MRT-Aufnahmen sollten Sie idealerweise zu Ihrem Anamnesegespräch mitnehmen.

    Untersuchung: Es folgt eine Untersuchung des Patienten. Zunächst untersucht der Therapeut den Patienten im Stehen und prüft, ob unter Umständen Anspannungen oder Auffälligkeiten in bestimmten Körperregionen vorliegen. Danach prüft der Osteopath die Beweglichkeit von Gelenken und der Wirbelsäule. Im Anschluss tastet der Experte den Körper von Kopf bis Fuß gründlich ab und spürt mit seinen Händen nach Auffälligkeiten im Gewebe. Diese Untersuchung wird als Palpation bezeichnet.

    Behandlung: Abhängig von den Untersuchungsergebnissen folgt nun die Behandlung. Der Osteopath mobilisiert, aktiviert, beruhigt oder manipuliert einzelne Körperpartien mit verschiedenen Griffen und Techniken. Dabei stimmt er das Vorgehen stets auf das Krankheitsbild und die Beschwerden ab.

    Gut zu wissen

    Nicht immer behandelt der Osteopath in der schmerzenden Region. Da im Körper alles zusammenhängt, beginnt er unter Umständen an einer ganz anderen Stelle mit der Therapie, um die Beschwerden zu lindern.

    Die Häufigkeit der Behandlung hängt vom individuellen Fall ab. In der Regel sind bei akuten Schmerzen zwischen einer und drei Behandlungen im Abstand von ein bis zwei Wochen sinnvoll. Geht es um die Linderung chronischer Beschwerden, können auch längere Abstände sinnvoll sein. Üblicherweise dauert eine osteopathische Behandlung etwa 45 bis 60 Minuten, bei Kindern rund 30 Minuten.

    Tipp

    Nach einer osteopathischen Behandlung fühlen Patienten sich häufig müde. Das ist ein gutes Zeichen, denn das zeigt, dass der Körper an seinen Selbstheilungskräften arbeitet. Sie sollten sich nach der Sitzung Ruhe gönnen und viel trinken. Auf Sport und körperliche Anstrengungen sollten Sie für einige Tage verzichten. Sehr zu empfehlen ist eine ausgewogene Ernährung.

    Wie schnell wirkt Osteopathie?

    Wie lange es dauert, bis die ganzheitliche Behandlung anschlägt, ist unterschiedlich. Bei akutem Schmerzgeschehen zeigt sich häufig direkt nach der ersten Sitzung eine Besserung. Handelt es sich um chronische Schmerzen, kann es einige Zeit dauern, bis sich ein Erfolg zeigt.

    Wie oft Sie zur Behandlung gehen sollten, hängt von den Beschwerden ab. Üblich sind zunächst etwa vier Termine, danach besprechen Sie das weitere Vorgehen mit dem Osteopathen. Bei chronischen Beschwerden kann es sinnvoll sein, die Sitzungen in regelmäßigen Abständen zu wiederholen.

    Wann hilft Osteopathie: Welche Anwendungsgebiete gibt es?

    Die Osteopathie wirkt bei verschiedenen Beschwerden und wird häufig unterstützend zur Schulmedizin eingesetzt.

    Überblick über mögliche Anwendungsgebiete der Osteopathie:

    • Beschwerden des Bewegungsapparats wie Rückenschmerzen
    • Kopfschmerzen und Migräne
    • Nervenschmerzen
    • Tinnitus
    • Unterstützung bei Schwangerschaftsbeschwerden
    • Sportverletzungen
    • Organische Beschwerden wie Verdauungsprobleme
    • Schwindel

    Hilfreich kann die alternative Heilmethode auch bei Säuglingen und Kleinkindern sein. In diesem Alter wirkt die Behandlung unter anderem bei Koliken, Schreikindern oder dem KISS-Syndrom (Schiefhals).

    Was kostet eine Osteopathie-Behandlung?

    Ärzte und Heilpraktiker sind in Deutschland berechtigt, osteopathische Behandlungen durchzuführen. Die Kosten dafür werden nach den berufsständigen Gebührenordnungen abgerechnet und betragen in der Regel zwischen 60 und 150€.

    Verschiedene gesetzliche Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten für Osteopathie, dabei sind die Erstattungen jedoch auf eine bestimmte Anzahl von Behandlungen pro Kalenderjahr oder einen Höchstbetrag begrenzt. Sie bekommen diese Extraleistung nur, wenn ein Arzt die Behandlung verordnet hat.

    Unsere Empfehlung:

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    Wer darf Osteopathie anbieten?

    Für die Osteopathie-Ausbildung gibt es in Deutschland keine einheitlichen gesetzlichen Regelungen. Eigenständig praktizieren dürfen einem Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf zufolge nur Ärzte und Heilpraktiker, da die Osteopathie zur Heilkunde gehört. Wenn Sie auf der Suche nach einem Therapeuten sind, finden Sie beim Verband der Osteopathen Deutschland e.V. VOD nach Eingabe Ihrer Postleitzahl einen geeigneten Spezialisten.

    Fazit: Osteopathie ideal als ganzheitliche Therapie und Ergänzung der Schulmedizin

    • Die Osteopathie behandelt keine Krankheiten, sondern aktiviert die Selbstheilungskräfte des Körpers.
    • Zuverlässige Studien für die Wirksamkeit von Osteopathie gibt es einem Bericht des SWR zufolge nur wenige. Vor allem bei Schmerzen des Bewegungsapparats zeigen sich positive Behandlungserfolge.
    • Wichtig ist, einen qualifizierten Osteopathen aufzusuchen, der mit einer umfassenden Anamnese den Beschwerden auf den Grund geht.

    Fragen und Antworten zum Thema "Osteopathie"

    Die Osteopathie geht davon aus, dass im menschlichen Körper Muskeln, Knochen und Organe über Gewebestrukturen verbunden sind. Der Osteopath ertastet bei einer manuellen Untersuchung diese Faszien, spürt Blockaden und Verspannungen auf und löst diese mit verschiedenen Techniken.

    In der Osteopathie arbeitet der Therapeut mit einer manuellen Therapie und ertastet und mobilisiert Verspannungen beim Patienten. Dabei betrachtet er den Patienten immer ganzheitlich. Der Physiotherapeut löst diese Beschwerden gezielt mit bestimmten Übungen und arbeitet symptomatisch.

    Der Osteopath erkundigt sich zunächst ausführlich nach den Beschwerden und dem Gesundheitszustand des Patienten. Danach folgt eine manuelle Untersuchung, bei der die verschiedenen Gewebestrukturen ertastet, Blockaden aufgespürt und gelöst werden.

    Ärzte und Heilpraktiker dürfen Osteopathie anbieten und rechnen die Kosten nach den geltenden Gebührenordnungen ab. Sie müssen mit Kosten zwischen 60 und 150 € für eine Behandlung rechnen.

    Stiftung Warentest: www.test.de 
    aeris: www.aeris.de
    VOD: www.osteopathie.de
    BV-Osteopathie: www.bv-osteopathie.de
    Forsa Studie: www.osteopathie.de   

    Alle abgerufen am 04.06.2023

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