Wurzelbehandlung: Ablauf, Kosten und Behandlungsdauer im Überblick
Wenn Karies einen Zahn stark schädigt, kann sich das Nervengewebe im Zahninneren schmerzhaft entzünden. Gut zu wissen: Nicht immer muss der Zahn gezogen werden. Durch eine Wurzelbehandlung kann er in vielen Fällen erhalten bleiben. Hier erfahren Sie, wie die Behandlung abläuft, wie lange sie dauert und mit welchen Kosten Sie rechnen müssen.
- Bei starker Karies wird oft eine Wurzelbehandlung nötig, um den Zahn zu retten.
- Die Kosten für die Behandlung liegen zwischen 200 und 1.000 €.
- Die gesetzlichen Kassen übernehmen die Kosten nur bei erhaltungswürdigen Zähnen.
- Ist dies nicht der Fall, muss der Patient die Kosten komplett selbst übernehmen.
- Eine Zahnzusatzversicherung kann bis zu 100 % der Kosten auffangen.
Was ist eine Wurzelbehandlung?
Entzündet sich der Zahnnerv, kann dies starke Schmerzen verursachen. Eine Wurzelbehandlung ist eine Methode, mit der der Zahnarzt einen entzündeten oder auch abgestorbenen Zahnnerv behandelt. Sie verhindert, dass sich die Entzündung weiter in Ihrem Kieferknochen ausbreitet. Die Zahnnerven befinden sich in den Wurzelkanälen der Zahnwurzel und sind vom Zahnmark (Pulpa) umgeben. Daher spricht man auch von einer Wurzelkanalbehandlung.
Bei der Behandlung öffnet der Zahnarzt den Zahn, entfernt Bakterien und Keime sowie infiziertes Gewebe und verschließt den Zahn anschließend wieder. Somit wird seine Funktion wiederhergestellt. Verläuft die Therapie erfolgreich, kann der Zahn für Jahre oder sogar Jahrzehnte erhalten bleiben und muss nicht gezogen werden. Eine Wurzelbehandlung ist oft die einzige und letzte Möglichkeit, einen erkrankten oder verletzten Zahn zu retten.
Wann ist eine Wurzelkanalbehandlung erforderlich?
Eine Wurzelbehandlung kann vor allem aus folgenden Gründen erforderlich werden:
Entzündung der Zahnwurzel
Bakterien können nicht nur den Zahnschmelz angreifen. Sie können auch in die darunter liegenden Bereiche des Zahnes und die Zahnwurzel gelangen. Folge ist dann häufig eine Entzündung der Zahnwurzel. Dadurch dehnen sich die Gefäße aus und drücken auf den Nerv. Dies verursacht teilweise starke Schmerzen. Wird die Entzündung nicht rechtzeitig behandelt, kann sie sich über den Kieferknochen bis ins Weichgewebe ausbreiten. Sammelt sich dort Eiter an, kann ein Abszess entstehen.
Unfälle und Verletzungen
Nach einem Unfall können Teile eines Zahnes abbrechen oder sich Risse in der Zahnhartsubstanz bilden. Je nachdem, wie tief die Verletzung ist und wie rechtzeitig diese behandelt wird, können leicht Bakterien und Keime bis ins Zahninnere eindringen. Dies kann ebenfalls eine Entzündung der Zahnwurzel zur Folge haben.
Zahnersatz
Wird eine Zahnkrone oder Zahnbrücke notwendig, muss unter Umständen vorher ebenfalls eine Wurzelbehandlung erfolgen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn im Rahmen der Behandlung so viel Zahnsubstanz abgetragen werden muss, dass das Zahnmark beziehungsweise der Zahnnerv fast oder sogar ganz freiliegt. Dies fördert das Eindringen von Bakterien. Oftmals wird dann sicherheitshalber das Zahnmark entfernt, um einer Entzündung und einer frühzeitigen Entfernung und Neueingliederung des Zahnersatzes vorzubeugen.
Wichtig zu wissen:
Wird ein Zahn ausgeschlagen, zählt jede Minute. Am besten transportieren Sie den Zahn in einer Zahnrettungsbox zum Zahnarzt. Die Box enthält eine Zellnährlösung, die das Austrocknen des Zahnes verhindert und ein Überleben der Zellen für 24 bis 48 Stunden ermöglicht. Alternativ können Sie den Zahn auch bis zu zwei Stunden in H-Milch, Speichel (im Gefäß gesammelt), Plastikfolie oder Kochsalzlösung lagern und transportieren.
An welchen Symptomen erkennt man eine Zahnwurzelentzündung?
Im Anfangsstadium macht sich eine Zahnwurzelentzündung meist nicht oder kaum bemerkbar. Erst wenn sich die Bakterien nach und nach ausbreiten, kann dies zu verschiedenen Beschwerden führen. Folgende Anzeichen deuten auf eine Entzündung der Zahnwurzel hin:
- starke, teilweise pochende Zahnschmerzen
- Kopf- und Kieferschmerzen
- Druckempfindlichkeit
- Überempfindlichkeit gegenüber Kälte oder Hitze
- Schmerzen beim Essen oder Trinken
- Rückbildung des Zahnfleisches
- Zahnfleischbluten
- Mundgeruch
- Schwellung der Wange (Abszess)
Stellen Sie eines oder mehrere der beschriebenen Symptome fest, sollten Sie frühzeitig zum Zahnarzt gehen. Je eher die Kariesbakterien bekämpft werden, desto besser kann die Entzündung gestoppt werden. Dabei steigen auch die Chancen, den Zahn erhalten zu können.
Tipp:
Auch im Rahmen der halbjährlichen oder jährlichen Kontrolluntersuchungen kann eine Karies rechtzeitig erkannt und behandelt werden, bevor sie sich weiter ausbreitet. Weitere Informationen hierzu erhalten Sie in unserem Beitrag „Wie oft zum Zahnarzt: Welche regelmäßigen Kontrolltermine sind wichtig?“.
Wie ist der Ablauf bei einer Wurzelbehandlung?
Eine Wurzelkanalbehandlung erfolgt in mehreren Schritten. Vor Beginn der Behandlung klärt Sie der Zahnarzt über mögliche Risiken auf. Während der Sitzung erstellt er mit Hilfe kleinster Instrumente Röntgenbilder vom Zahninneren. Damit kann der Zahnarzt die Länge des Wurzelkanals beurteilen und weiß, wie tief er die Wurzelfüllung vornehmen muss.
Hier der Ablauf in Kürze:
- Nach einer lokalen Betäubung öffnet der Zahnarzt den Zahn von innen bis zum Zahnnerv.
- Danach befreit er die Wurzelkanäle von entzündetem und abgestorbenem Gewebe.
- Dann werden die einzelnen Kanäle mit einer desinfizierenden Lösung gespült und gereinigt, um vorhandene Bakterien zu beseitigen.
- Die Wurzelkanäle werden mit einem speziellen, bakteriendichten Wurzelfüllung (meist Naturkautschuk) verschlossen und der hohle Zahn mit Kunststoff oder Zement gefüllt.
- Anschließend wird der Zahn verschlossen und versiegelt – beispielsweise mit einer Füllung oder einer Zahnkrone.
Gut zu wissen:
Bei Entzündungen im Anfangsstadium kann der Zahn meist schon in einer Sitzung mit dem endgültigen Füllmaterial verschlossen werden. Diese dauert im Durchschnitt etwa 60 Minuten. Bei fortgeschrittenen oder resistenten Infektionen sind hierfür oft mehrere Termine nötig. In diesem Fall erhalten Sie zwischen den Terminen eine medikamentöse Einlage. In der Regel müssen Sie mit zwei Behandlungsterminen rechnen.
Verursacht eine Wurzelbehandlung Schmerzen?
Ist der Zahnnerv noch aktiv und nicht abgestorben, nimmt der Zahnarzt hierfür eine örtliche Betäubung (Lokalanästhesie) vor. Damit ist die Behandlung für Sie weitgehend oder sogar vollkommen schmerzfrei.
Sollten Sie während der Behandlung dennoch Schmerz spüren, sollten Sie dies sofort dem Zahnarzt mitteilen. Dann kann dieser die Therapie unterbrechen und die Narkose anpassen. Bei einer erfolgreichen Behandlung sollten auch hinterher keine Schmerzen auftreten.
Sollten Sie zu den Angstpatienten gehören, besteht die Möglichkeit, die Wurzelbehandlung unter Vollnarkose oder Lachgas zur Entspannung durchzuführen.
Welche Vor- und Nachteile hat eine Wurzelbehandlung?
Die Wurzelbehandlung kann sich mitunter kompliziert gestalten, da das Wurzelsystem sehr komplex verzweigt ist. Dank modernster Behandlungsmethoden und feinster Instrumente kann der Zahnarzt die Wurzeln jedoch meist erreichen und die Behandlung erfolgreich abschließen.
Nachfolgend einige der wichtigsten Vor- und Nachteile im Überblick:
Vorteile der Wurzelbehandlung:
- Der natürliche Zahn kann erhalten bleiben.
- Der eigene Zahn reiht sich optisch gut in die Nachbarzähne ein.
- Es wird meist kein aufwendiger Zahnersatz notwendig.
- Der eigene Zahn kann später als Stütze für eine Brücke genutzt werden, falls einmal Nachbarzähne verloren gehen.
Nachteile der Wurzelbehandlung:
- Mögliche Risiken und Nebenwirkungen sind Infektionen, Blutungen, Schmerzen und Schwellungen oder Verletzungen an Kieferhöhlen und Nerven.
- Ein wurzelbehandelter Zahn kann sich dunkel verfärben.
- Die Behandlung ist nur in etwa der Hälfte aller Fälle erfolgreich. Wird eine erneute Behandlung nötig, ist diese meist aufwendiger und die Erfolgsquote geringer als bei der Erstbehandlung.
Gut zu wissen:
Verfärbt sich der betroffene Zahn durch verschiedene Stoffwechselprodukte oder Eisenablagerungen aus dem Blut dunkel, kann dies kosmetisch sehr störend sein. Dann kann Ihr Zahnarzt den Zahn auch mit einer speziellen Bleaching-Methode aufhellen. Die Kosten hierfür (100 bis 400 €) müssen Sie jedoch aus eigener Tasche bezahlen. Lesen Sie hierzu auch „Zähne aufhellen: Zu Hause oder beim Zahnarzt? Methoden, Kosten, Risiken“.
Was ist eine Wurzelspitzenresektion?
Manchmal ist auch eine erneute Wurzelbehandlung nicht erfolgreich. Dann bietet eine Wurzelspitzenresektion die letzte Möglichkeit, um den Zahn zu retten.
Dieser Eingriff erfolgt nicht von innen über die Zahnkrone, sondern in der Regel von der Außenseite des Kiefers, dem Zahnfleisch und den Knochen. Mit winzigen Instrumenten entfernt der Zahnarzt die Wurzelspitze des Zahnes sowie das entzündete Gewebe unter örtlicher Betäubung. Anschließend verschließt er den Wurzelkanal von unten. Dadurch können keine Bakterien mehr eindringen.
Der Eingriff kommt immer dann infrage, wenn
- die Wurzel so stark geschädigt ist, dass eine herkömmliche Therapie nicht ausreicht,
- der Zugang zum Wurzelkanal nicht möglich ist,
- ein Wurzelbruch vorliegt oder
- sich die Zahnhartsubstanz im Bereich der Zahnwurzel abbaut (Wurzelresorption).
Alles Weitere zu dieser Behandlungsmethode, wie sie abläuft und welche Kosten dabei entstehen, erfahren Sie in unserem Ratgeber-Artikel „Wurzelspitzenresektion: Kosten, Behandlung & Dauer".
Was kostet eine Wurzelbehandlung?
Eine Wurzelbehandlung ist komplex. Die genauen Kosten richten sich danach, wie zeitaufwändig die Behandlung ist und welches Verfahren dabei zum Einsatz kommt. Dies ist zum Beispiel abhängig von der Anzahl der zu behandelnden Wurzelkanäle und davon, wie schwierig diese zu erreichen sind. Aber auch von Zahnarzt zu Zahnarzt kann der Preis variieren.
Je nach Aufwand und Methode kostet der Eingriff zwischen 300 und 1.000 €. Je Zahnwurzel können dabei 50 bis 200 € fällig werden.
Was zahlt die Krankenkasse bei einer Wurzelbehandlung?
Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen für die Wurzelkanalbehandlung einen befundorientierten Festzuschuss. Dieser liegt durchschnittlich bei etwa 300 €. Das bedeutet: Für Sie als Patient kommen in komplizierten und aufwändigen Fällen bis zu 700 € Eigenanteil hinzu.
Der Festzuschuss wird allerdings auch nur gewährt, wenn der Zahn nach den gesetzlichen Kriterien als erhaltungswürdig eingestuft wird.
Das bedeutet, dass die Wurzelkanäle bis oder nahe an die Wurzelspitzen gereinigt und anschließend gefüllt werden können.
Wird eine Wurzelbehandlung im Bereich der Backenzähne nötig, gelten weitere Bedingungen:
- Eine geschlossene Zahnreihe sollte erhalten werden können - von dem zu behandelnden Zahn bis zur Mitte des Kiefers.
- Mit dem Eingriff wird eine einseitige Verkürzung der Zahnreihe nach hinten verhindert.
- Ein bereits vorhandener Zahnersatz kann durch die Behandlung erhalten werden.
Für die Kostenübernahme bei einer erneuten Wurzelkanalbehandlung gelten ähnliche Voraussetzungen.
Die Kosten für eine Wurzelspitzenresektion werden dann gezahlt, wenn im Röntgenbild eine krankhafte Veränderung der Wurzelspitze sichtbar ist.
Wichtig zu wissen:
Gilt ein Zahn nach den gesetzlichen Kriterien als nicht erhaltungswürdig, ist als Kassenleistung nur das Ziehen des Zahnes (Extraktion) vorgesehen. Sie können trotzdem eine Wurzelkanalbehandlung wählen. In diesem Fall erfolgt jedoch keine Kostenübernahme. Das heißt, Sie müssen die Behandlungskosten komplett selbst übernehmen. Das Gleiche gilt für spezielle Behandlungstechniken oder den Einsatz bestimmter Instrumente wie ein Operationsmikroskop, die der Zahnarzt als private Leistungen anbietet und abrechnet.
Unsere Empfehlung:
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Fazit: Eine Wurzelbehandlung kann kompliziert und kostenintensiv sein.
- Eine Wurzelbehandlung bietet die einzige und letzte Möglichkeit, einen entzündeten oder abgestorbenen Zahn zu erhalten.
- Die Behandlung ist meist aufwändig und kostenintensiv sowie nicht immer erfolgreich.
- Die gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich nur unter bestimmten Voraussetzungen an den Kosten.
- Je nach Behandlungsdauer und -methode müssen Sie mit einem Eigenanteil von bis zu 700 € rechnen.
- Spezielle Untersuchungs- und Behandlungsmethoden sind komplett selbst zu leisten.
- Mit einer privaten Zahnzusatzversicherung sind Sie vor hohen finanziellen Belastungen gewappnet.
Hinweis: Unsere Artikel liefern allgemeine Informationen zu möglichen zahnärztlichen Behandlungen, ohne dass damit ein Rechtsanspruch auf Leistungen aus unseren Zahnzusatzversicherungen abgeleitet werden kann. Es gelten die entsprechenden Vertragsgrundlagen (AVB sowie die jeweiligen Tarifbedingungen). Leistungsanträge werden im jeweiligen Einzelfall auf Vorliegen der Voraussetzungen für einen Leistungsanspruch geprüft.
Fragen und Antworten zum Thema "Wurzelbehandlung"
Eine Wurzelbehandlung wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Damit verläuft sie weitgehend oder sogar vollkommen schmerzfrei. Bei etwaigen Schmerzen während der Behandlung kann der Zahnarzt die Narkose anpassen.
Die Dauer richtet sich danach, wie fortgeschritten die Infektion am betroffenen Zahn und wie kompliziert die erforderliche Behandlung ist. Durchschnittlich ist mit etwa 2 Terminen beim Zahnarzt zu rechnen. Die eigentliche Behandlung dauert etwa 60 Minuten.
Die Behandlung kostet zwischen 200 und 1.000 €. Die Krankenkasse beteiligt sich an den Kosten, wenn der Zahn erhaltungswürdig ist. Ansonsten muss der Patient die Kosten komplett selbst tragen. Das gilt auch für spezielle Behandlungsmethoden, die der Zahnarzt als private Leistungen anbietet.
Nach einer örtlichen Betäubung öffnet der Zahnarzt den Zahn bis zum Zahnnerv. Danach befreit er die Wurzelkanäle von entzündetem und abgestorbenem Gewebe. Anschließend spült er die Kanäle mit einer desinfizierenden Lösung und verschließt sie mit einem speziellen, bakteriendichten Füllmaterial. Zum Schluss wird der Zahn mit einer Füllung oder Krone verschlossen und versiegelt.
Initiative proDente: www.prodente.de
Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung: www.kzbv.de
Kosten-beim-Zahnarzt.de: www.kosten-beim-zahnarzt.de
Kostenfalle-Zahn.de: www.kostenfalle-zahn.de
Kostenfalle-Zahn.de: www.kostenfalle-zahn.de
Alle abgerufen am 03.07.2023
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